Kategorie: Werkstatt

  • Projekt: 9 Monate Social Media Wall

    Projekt: 9 Monate Social Media Wall

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    Seit August letzten Jahres habe ich eine WordPress‑Instanz laufen, deren einzige Funktion darin besteht, bestimmte Posts von mir auf diversen Social‑Media‑Webseiten zu speichern .

    Die Absicht dieses Projektes ist, meine eigenen Posts außerhalb der jeweiligen Websites verfüg‑ und vor allem auch durchsuchbar zu machen: meiner Erfahrung nach ist die wichtigste Funktion aller Social‑Media‑Websites die Suche, bzw. die Durchsuchbarkeit.

    Screenshot der Landing Page meines Social‑Media‑Archivs
    Mein Projekt „ASCA ‑ Automated Social Content Archive“

    Leider wird diese Funktion oft dadurch zunichte gemacht, dass die Betreiber dieser Websiten die Inhalte ihrer Nutzer nur denen zur Verfügung stellen, die selbst Nutzer sind. Mein Archiv korrigiert diesen Umstand und macht meine Inhalte auf eine Art und Weise verfügbar, die einer Idee von mir, dem eigenen öffentlichen Archiv, gerecht wird.

    Umgesetzt habe ich dieses Projekt einerseits durch WordPress, das sich wieder einmal als die Lösung für 80% aller Webprojekte anbietet, andererseits durch den Automatisierungsdienst IFTTT (ich habe früher schon darüber–wenn auch kurz‑geschrieben, unter anderem hier: https://www.mariobreskic.de/nach-dem-bachelor-vertiefung-der-grundlagen/).

    Screenshot meiner IFTTT Applets, in denen das Stichwort #asca vorkommt
    Screenshot meiner IFTTT Applets, in denen das Stichwort #asca vorkommt

    Mit IFTTT habe ich sogenannte Applets erstellt, die ausgewählte Social‑Media‑Accounts von mir nach dem Hashtag #asca durchsuchen, und diese so markierten Posts dann als WordPress‑Posts in meinem Social‑Media‑Archiv speichern und veröffentlichen.

    Das geschieht dann automatisch. Ich denke, dass ich an diesem Schalter noch etwas ändern werde, zumal ich mich langsam in Richtung von Mindful Social Media Marketing bewege, was bedeutet, dass ich auf meinen Social‑Media‑Accounts eher nur noch mit Substanz und Botschaft posten will, anstatt ein Tagesgeschehen beat‑by‑beat . Aber das kommt erst später.

    Der Clou für mich ist, dass dadurch eine andere Betrachtungsweise meiner Social‑Media‑Posts möglich wird, nämlich die Vogelperspektive: Hashtags werden aus den ursprünglichen Posts übernommen und damit miteinander in Verbindung gebracht, obwohl sie beispielsweise auf Instagram, Threads, Twitter oder Tumblr gepostet worden sind.

    Screenshot des Hashtags automation in meinem Social‑Media‑Archiv
    Screenshot des Hashtags „automation“ in meinem Social‑Media‑Archiv
    Einzelansicht eines bestimmten archivierten Posts, mitsamt sogenannter Tag‑Wolke rechts

    Und weil ich das seit August 2024 als ein Projekt laufen habe, das „built in public“ ist, möchte ich es auch so weiterführen, eben weil ich diese Idee des Besitzes und Speicherns der eigenen  Social‑Media‑Posts so schön finde. Und dass der eigene Content so die gemietete Plattform überleben kann, hat einen ganz eigenen Charm.

    Mein August ist zwar jetzt schon ausgebucht, aber vielleicht schaffe ich es doch noch, ein oder zwei Sätze zu diesem Projekt zu schreiben, wenn es dann ein Jahr lang lief. Bei Fragen zu den Applets oder Plugins darf man mich gerne kontaktieren, ich würde mich darüber freuen, wenn noch andere Gestalter an dieser Form des öffentlichen Archivierens interessiert sind.

    Völlig automatisch läuft das Archiv jedoch nicht: anstatt meine Bilder und Videos von den Servern dieser Drittanbieter zu laden, lade ich meine eigenen Versionen dieser Dateien hoch. Einerseits in viel höherer  Qualität als auf Social‑Media‑Websites dargestellt wird, andererseits auch mit urheberrechtlich relevanten Informationen versehen.

    Ansicht des Beitragsbildes im Content‑Credentials‑Inspector

    Permalink zu dem Projekt „ASCA ‑ Automated Social Content Archive“.

  • Tiefe Arbeit und der Weg zum Erfolg

    Tiefe Arbeit und der Weg zum Erfolg

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    Tiefe Arbeit ist für uns Grafikdesigner wichtig: ungestört und ohne Ablenkung arbeiten zu können erlaubt es uns erst, kreativ zu werden. Und nur in diesem Sinne kreative  Grafikdesigner sind erfolgreiche Grafikdesigner.

    Während meines Studiums begegnete mir folgende Illustration,1 die den „Weg zum Erfolg“ mittels zweier Wege veranschaulicht:

    https://flowingdata.com/wp-content/uploads/2009/09/road_full.jpg

    einerseits auf dem richtigen Weg, mit richtigem System, welcher in der Illustration als sichere Reise mit dem Zug dargestellt wird, die alle Gefahren des zweiten Wegs vermeidet, und andererseits eben auf diesem zweiten Weg, der nicht zufällig als eine Reise zu Fuß dargestellt wird und entlang dessen nicht gerade wenige Gefahren auf den Reisenden lauern; diese Illustration blieb mir ein treuer Begleiter während meines Studiums, auch wenn ich anmerken will, dass ich mich viel mehr auf die Gefahren entlang des Fußwegs konzentrierte, als dass ich mich damit auseinandersetzte, dass ich eigentlich – durch Studium und glückliche Umstände – auf dem richtigen, sicheren Weg zum Ziel war.

    Mein Ziel ist die Selbstständigkeit als Grafikdesigner, doch dazu bedarf es in meinem Fall einer zusätzlichen Absicherung: der Einschränkung von Ablenkung .

    Heutzutage besteht die Ablenkung schlechthin  in der Form von Social Media, was für mich als Grafikdesigner besonders heikel ist: dass das Medium die Message ist, machte mich nicht dagegen immun, endlos den eigenen Feed zu optimieren und zu kuratieren, nur um am Ende dann zu bemerken, dass meine Unzufriedenheit mit „dem Algorithmus“ ganz woanders herkommt, und eben nicht aus mangelnder Selbstkontrolle stammt.2

    Der Grafikdesigner ist – ob durch Ausbildung oder Talent – dazu veranlagt, Fehler zu erkennen und diese dann so lange zu korrigieren, bis er zufrieden ist. Voraussetzung ist jedoch, dass die Fehler nicht fortlaufend entstehen, dass also seine Arbeit ein Ende hat.

    Aber die Frage ist: Erfolg mit was genau? Und die Antwort ist auch schnell gefunden: Erfolg für die Betreiber der Website, auf der man aktiv sein will.

    Gerade „Leuten wie mir” wird gerne vorgekaugelt, dass nur eine ausreichend aktive Präsenz auf Social‑Media‑Website ABC schon zum Erfolg führen würde. Aber die Frage ist: Erfolg mit was genau? Und die Antwort ist auch schnell gefunden: Erfolg für die Betreiber der Website, auf der man aktiv sein will.

    Wenn man, wie ich, daran interessiert ist, dass der eigene , berufliche Erfolg aus der eigenen Arbeit entsteht, dass also Arbeit und Beruf Hand in Hand gehen, dann entsteht genau hier schon das Problem, dass sowohl Csíkszentmihályi, als auch Carr – in ihren eigenen Worten – als ein Problem für die Kreativität ansehen.3,4

    Man kann dieser tiefen Arbeit der Kreativität nicht nachgehen, wenn man ständig abgelenkt wird. Und entgegen der Meinung jener Leute, die Carr gegenüber behaupteten, dass eine Art richtungslosen Umherstreifens für ihre Arbeit sehr nützlich ist, behaupte ich, dass das schlicht für die Wenigsten zutrifft: für die wenigsten Arbeiten, wie auch für die wenigsten Menschen.

    Um also meinen eigenen Weg zum Erfolg nicht zu gefährden, um selbst kreativ zu bleiben, um aber auch kreativ bleiben zu können , helfe ich mir durch ein bewährtes System: dem bewussten Erzeugen von Langeweile.

    Ich schränke somit meine Nutzung von Social Media auf täglich höchstens zwei Stunden ein, die wiederum von jener tiefen Arbeit  in zwei Teile gespalten werden, die Csíkszentmihályi als Grundvoraussetzung für Kreativität erkennt.5

    Denn wenn ich nicht damit beschäftigt bin, etwas zu optimieren, das meines Wissens nach dafür geschaffen ist, meine Zeit zu verschwenden, und ich auch nicht davon abgelenkt werde, welchen und den wievielten Kaffee meine werten Kollegen jetzt gerade, genau in diesem Moment schlürfen oder nicht schlürfen, dann sitze ich wieder in meinem Zugabteil mit all den anderen, die in ihre eigenen Bücher, Notizen und ihre Arbeit vertieft sind, auf dem Weg zu diesem Erfolg. Der Zug dorthin fährt von alleine. Das ist der Wert eines richtigen Systems. Man darf nur nicht aussteigen, oder sich zumindest nichts vormachen, wenn man aussteigt.

    Hier sind zwanzig weitere Videos, die ich selber prüfen muss, ob sie zu meinem Geschmack passen.

    Wenn man also beispielsweise kein einziges YouTube‑Video mehr anschaut und stattdessen sich Filme anschaut, dann wird das eine bessere Investition der eigenen Zeit sein. Aber darin liegt das Problem von Social Media: audiovisuelle Medien sind durch sie demokratisiert worden. Das ist ein Feature . Ehrlich. Hier sind zwanzig weitere Videos, die ich selber prüfen muss, ob sie zu meinem Geschmack passen. Social Media als Medium ist schlicht ein full time job , das heißt, wenn man acht Stunden am Tag davor sitzt, dann wird man danach durchaus erschöpft sein. Über Stunden hinweg Aufmerksamkeit zu erbringen, ist der schlechtbezahlteste Job der Gegenwart: wie beim Glücksspiel erhofft man sich durchs Weitermachen, dass man seine Verluste schon wieder einfahren wird. Aber die verlorene Zeit bleibt verloren. Für über 90% aller Social‑Media‑Accounts fällt das, was sie tun, unter den archaischen Begriff der „Liebhaberei”, dafür dann aber hauptberuflich.

    Kurz gesagt: ich glaube, dass ein Leben als eine Art „Augentier“ geführt, das unentwegt alles mögliche zu Gesicht bekommt, kaum Platz für die Entwicklung eines eigenen Willens hat. Meine eigene Erfahrung als ein solches Augentier hat mich zumindest kein Stück weit meinen Zielen näher gebracht, dafür war ich aber so dermaßen von – nüchtern betrachtet – vergleichsweiser Leere unterhalten, dass ich nicht einmal Erinnerungen darüber behielt.

    Nur muss man dann auch damit aufhören, wenn man merkt, was für einen schlecht ist. Das ist die Bedingung und der Preis dieser Erkenntnis.

    Obwohl. Zu bemerken, was stört und was einen ablenkt, stellt sich immer als etwas nützliches heraus. Nur muss man dann auch damit aufhören, wenn man merkt, was für einen schlecht ist. Das ist die Bedingung und der Preis dieser Erkenntnis. Und wenn man etwas behebt, dann verschwindet das Problem.

    Wish me luck .

    1. ursprünglich fand ich diese Illustration über The Road to Success, published 1913 “Motivational… – Lapidarium notes, alternativ auf archive.org https://web.archive.org/web/20250528180913/https://aminotes.tumblr.com/post/582655273/the-road-to-success-published-1913-motivational ↩︎
    2. McLuhan, Marshall, und Quentin Fiore. The Medium Is the Massage. London: Penguin, 2008.
      ↩︎
    3. Csíkszentmihályi, Mihály. Creativity: flow and the psychology of discovery and invention. 1st ed. New York: HarperCollinsPublishers, 1996.
      ↩︎
    4. Carr, Nicholas G. The Shallows: What the Internet Is Doing to Our Brains. 1st ed.: W. W. Norton & Company, Incorporated, 2011.
      ↩︎
    5. Csíkszentmihályi. 1996 ↩︎

  • Wenn man eine Sache tut, sollte man nicht noch eine Sache on-top tun müssen

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    Meinen Lern­prozess zu dokumentieren ist leicht. Aber aus diesem dann Posts für Social Media zu machen, das kostet extra: mehr Zeit, mehr Kalorien, und oft auch mehr Strom.

    Und das macht dann den Lern­prozess, den ich so sehr schätzen gelernt habe, nicht einmal zu einer Art Produkt, sondern zu einer Produkt­vorstufe, zu Hilfs­material für Social Media‑Postings, ganz so als ob ich nicht dazulerne, um mich selbst weiter­zuentwickeln, sondern dazulerne, um darüber etwas ver­öffentichen zu können. Stellen Sie sich vor: Sie sind Koch, aber Sie kochen nicht für Ihre Kunden, sondern Sie kochen, um dann darüber zu erzählen.

    Oder, in meinem Fall: stellen Sie sich vor Sie sind Grafik­designer, aber Sie gestalten nicht für Kunden, sondern Sie designen, um dann darüber zu erzählen.

    Wie Milt Kahl einmal zu Richard Williams sagte: „I’m not smart enough to think of more than one thing at a time!“

  • Positionierung nach Gefühl

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    I very much want to see a job posting that says “we’re a slow paced environment so please don’t apply if you prefer fast paced.”

    https://www.threads.net/@thepracticalpmo/post/DBR_gDRztUb

    Ich begreife, dass meine eigene Positionierung als Grafikdesigner auch etwas damit zu tun hat, dass ich glaube, dass meine Arbeit, das Grafikdesign selbst, Zeit braucht, und nicht schnell gehen kann.

    Meine eigenen Recherchen, meine Nachforschungen, meine vielen Bibliotheksbesuche (letztens mit Fernleihe für ein ansonsten nicht mehr auffindbares Buch von Herbert Kapitzki) stellen für mich elementare Arbeit dar, und ich hoffe, dass ich da meinem eigenen Instinkt und meiner Erfahrung vertrauen darf, wenn ich bemerke, dass es einen ausgleichbaren Mangel an Wissen oder tieferem Verständnis gibt.1

    Und diese Geschwindigkeit ist für mich die richtige für meine Arbeit als Grafikdesigner, denn nur so kann ich die Qualität überhaupt erreichen, die ich von mir selbst fordere. Manchmal ist es auch für mich ganz angenehm, die eigene Position von jemand anderem ausgesprochen zu hören, ich bin da keine Ausnahme.

    1. Kapitzki, Herbert W. Programmiertes Gestalten: Grundlagen für das Visualisieren mit Zeichen. Karlsruhe: D. Gitzel, 1980.
      ↩︎
  • Eine Gesellschaft aus Leuchttürmen

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    Dass es wenige Leute gibt, die etwas bestimmtes bauen, liegt wahrscheinlich daran, dass diese Idee, dass etwas bestimmtes zu bauen ist, meistens nicht wiederholt werden kann, weil sie natürlich auftritt.

    Sagen wir es so: um etwas zu bauen, muss man daran interessiert sein. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Wer etwas bauen will, muss die richtige Mischung aus Natur (Umwelt) und Erziehung (Eignung) sein. Die Mischung muss nicht punktgenau stimmen, sie muss eher so stimmen, dass man mit einer Sache sowohl vertraut werden kann, als auch dieses Vertrauen vertiefen kann. Die Fragen nach den richtigen Werkzeugen und Ressourcen stellen und beantworten sich dann von alleine: meistens sind es die, die man hat.

    Und wenn man jemand ist, der etwas bestimmtes bauen will, dann reichen diese Mittel dann auch. Nicht weil sie wirklich reichen, sondern weil man selten bessere Mittel hat. Vielleicht liegt darin der Reiz am Bauen von Dingen: das Wissen, dass man nicht unter perfekten Bedingungen baut. Oder vielleicht liegt für jemanden der Reiz woanders. Dass man etwas baut, dass es noch nicht gab. Wie diese Website hier, oder diesen Artikel. Das kann auch reizvoll sein.

    Ich aber denke, dass jemand, der etwas bauen will, das selbst dann tut, wenn ihm niemand zuschaut. Wenn es keine soziale Komponente dazu gibt. Keine Vorlesung, in der man schweigen, auftrumpfen, und scheitern kann. Keine sozialen Räume, in der darüber entschieden wird, ob und wer man ist, meistens durch andere, meistens durch das Verinnerlichen der Urteile anderer.

    Ich halte Menschen, die etwas bauen, für gänzlich selbstgenügsam. Wie die Biologin in VanderMeers Buch Auslöschung, die sich mit stundenlang mit Gezeitentümpeln befassen kann. Auf den ersten Blick scheint sie ja nichts zu bauen, zumindest nicht im herkömmlichen Sinne, aber dann auf den zweiten Blick merkt man dann doch, dass sich da jemand Notizen macht, sich Gedanken macht, neue Gedanken baut.

    Was wäre diese Biologin gewesen, wenn es keine Biologie für sie zum Studieren gegeben hätte? Diese Frage lässt sich beispielsweise nicht beantworten. Menschen sind nicht wiederholbare Ereignisse, genausowenig wie Geschichte wiederholbar ist. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass Menschen nicht‑wiederholbare Ereignisse sind.

    Wenn also jemand, wie beispielsweise Tracy Durnell in ihrem hervorragenden Artikel über Hypertext schreibt, sich dafür interessiert, etwas aus Hypertext zu bauen, dann macht es diesen Menschen zu etwas besonderem, eben weil dieses Interesse und dieser Mensch nicht‑wiederholbare Ereignisse darstellen.

    Dabei sollte ich nicht so falsch verstanden werden, wie mich mal ein Jugendfreund missverstand, als er mir unterstellte, dass ich mich für etwas besonderes hielte, während alle anderen um mich herum nichts besonderes wären: ich halte Menschen generell für individuell besonders, aber eben auch voneinander verschieden. Dass besagter Jugendfreund dabei von einer Hierarchie ausging, mit den besonderen oben und den weniger besonderen unten, überrascht mich bis heute, in meiner Erinnerung.

    Wenn ich also daran denke, wie oft ich davon lese, dass das Old Web zu verschwinden droht, wie Social Media‑Websites keine Links haben wollen, die ins Draussen führen, dann fällt mir–nach dem Schreck, den solche Artikel vermitteln–wieder ein, dass die Leute, die überhaupt dazu in der Lage sind Hypertext zu schreiben und dann auch noch Hypertext bauen wollen, sehr wenige sind.

    Und fast keiner von uns schätzt die Vorlagen, mit denen man auf Social Media‑Websites bauen solle. Natürlich stirbt das Old Web. Die Leute, die es bauen, sind eben auch nicht‑wiederholbar. Ich gehe aber noch weiter: dass es mitsamt denen, die es bauen wollen, verschwinden kann, macht es erst wertvoll, zu etwas besonderem, zu etwas lebendigem—es ist sterblich.

    Natürlich stirbt das Old Web. Die Leute, die das nächste Old Web dann bauen, weil sie damit aufgewachsen sind, darüber gelesen haben, danach gesucht haben, und deren Neugier dazu führte, dass sie sich damit vertraut machten und dieses Vertrauen ihrerseits vertieften, sind völlig andere Menschen, werden völlig andere Menschen gewesen sein werden, als die, die etwas zuerst, als zweites, als drittes usw. gemacht hatten. Eine Gesellschaft aus Leuchttürmen entsteht, immer wieder, immer wieder anders.

    Und Social Media‑Websites sind halt nichts für Leute, die gerne ihre eigenen Webs bauen. Pros are not on Facebook.

  • Nach dem Bachelor: Vertiefung der Grundlagen

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    Ich war nicht untätig in der Zwischenzeit und habe mich mit mehreren Projekten auseinandergesetzt, deren Funktionen für mich zu meiner Arbeit dazugehören.

    Unter anderem erstellte ich eine sogenannte Social Media Wall, eine Art durchsuchbaren Archivs meiner eigenen Postings und Veröffentlichungen auf Social Media‑Plattformen wie Instagram, Tumblr (wo ich zwecks eines bestimmten Projektes gerade sehr aktiv bin; dazu unten ein wenig mehr) und X, ehemals Twitter (oder bald wieder Twitter?). Diese Wand ermöglicht es auf einen Blick und ohne ein Einloggen sich einen Eindruck dessen zu verschaffen, was sonst über viele Kanäle und viele Webseiten verteilt stattfindet: der Urheber bin und bleibe schließlich ich selbst.

    Diese Social Media Wall heilt damit die Fragmentierung durch verteilte Kanäle, ohne dabei mir selbst im Weg zu stehen. Wer mehr dazu erfahren möchte, darf mich gerne dazu kontaktieren, oder hier selbst stöbern gehen.

    Die Auseinandersetzung mit Grafikdesign nach dem Bachelor im März (den ich übrigens bestanden habe, und das gar nicht einmal schlecht) führte mich auf eine gewisse Weise sowohl in die Vergangenheit des Grafikdesigns, als auch in die Zukünfte dieser Arbeit. Einerseits erwuchs bei mir aus dem Bedürfnis nach Vertiefung des im Studium gelernten eine Art der Rekapitulation des Studiums, jedoch auf dem Fundament des bereits Gelernten: ich erstellte mir einen eigenen Stundenplan für mein Werken, welchem nunmehr meine nahezu völlige Abwesenheit auf Social Media geschuldet ist.

    Nahezu deswegen, weil ich aus meinem ehemals noch richtungslosen Blog auf Tumblr ein eigenes Projekt namens Code & Canvas gemacht habe, dessen Titel für mich Programm ist: Grafikdesigner stellen für mich eine Mischung aus Analog und Digital dar, die ich so nirgendwo sonst vorfinde, wobei diese beiden Hälften einander um das vielfach erweitern können, was sie selbst aus sich heraus nicht könnten.1 Für mich erzielen also beispielsweise eingescannte oder fotografierte analoge Arbeiten genau den gleichen kaum zu benennenden Effekt, wie es digitale Arbeiten vermögen, die sich der Skeuomorphie oder Wirklichkeitsnähe verweigern.

    Und um bei meiner vertiefenden Arbeit in Labor und Werkstatt (welche dabei weniger Orte im Raum, sondern Orte im Bewusstsein und Orte der Arbeitsweise sind, ähnlich wie Theorie und Praxis zueinanderstehen) nicht den Kontakt und vor allem den Sinn für Gemeinschaft mit anderen Gestaltern ganz zu verlieren, verwende ich Code & Canvas als mein After‑Hours Blog.

    Dort poste ich meine Fortschritte, meine Rückschläge, und alles das, was ich so interessant finde von jenen Postings, die andere in meinem Umfeld dort und anderswo tun.2 Ohne das machen zu müssen, was am Ende dann durch andere benotet wird, entsteht für mich so eine sehr freie Arbeitsweise, bzw. eine Arbeitswiese.

    Wie einer meiner Professoren in meinen Worten sagen würde: nicht immer die erste Ausfahrt auf der Autobahn der Kreativität nehmen!

    Damit erkläre ich meine Website als wieder online. Bleiben Sie gespannt!

    Geschrieben aus meinem Pseudo‑Sabbatical.

    1. Das Sideblog wurde mittlerweile umbenannt, siehe dazu https:­//­www.­mariobreskic.­de/­update-­003-­change-­notes-­20-­01-­2025/ ↩︎
    2. s.o. ↩︎